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Karl Kraus
(1874-1936)

from Aphorismen
Eros, Moral, Christentum

Die wahre Beziehung der Geschlechter ist es, wenn der Mann bekennt: Ich habe keinen andern Gedankten als dich und darum immer neue!

Ist eine Frau im Zimmer, ehe einer eintritt, der sie sieht? Gibt es das Weib an sich?
Nichts ist unergründlicher als die Oberflächlichkeit eines Weibes.

Den Inhalt einer Frau erfaßt man bald. Aber bis man zur Oberfläche vordringt!

Die Frau braucht in Freud und Leid, außen und innen, in jeder Lage, den Spiegel.

Der "Verführer", der sich rühmt, Frauen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen: Der Fremde, der auf dem Bahnhof ankommt und sich erbötig macht, dem Fremdenführer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.

Sie behandeln eine Frau wie einen Labetrunk. Daß die Frauen Durst haben, wollen sie nicht gelten lassen.

Eine je stärkere Persönlichkeit die Frau ist, um so leichter trägt sie die Bürde ihrer Erlebnisse. Hochmut kommt nach dem Fall.

Die geniale Fähigkeit des Weibes, zu vergessen, ist etwas anderes als das Talent der Dame, sich nicht erinnern zu können.

Daß Titania auch einen Esel herzen kann, wollen die Oberone nie verstehen, weil sie dank einer geringern Geschlechtlichkeit nicht imstande wären, eine Eselin zu herzen. Dafür werden sie in der Liebe selbst zu Eseln.

True respect between the sexes is this: when the man knows: I have no other thought than you and therefore always new ones!

Is there a woman in the room, before one enters and sees her? Is there such a thing as a female as such?

Nothing is more unfathomable than the superficiality of a woman.

One soon grasps the contents of a woman. But then one penetrates to the surface!

The woman needs in joy and grief, outside and inside, in every position, the mirror.

The "seducer" who boasts to himself of initiating women into the secrets of love: The stranger who comes to the railway station and makes himself ridiculous, by showing to the tourist guide the beauties of the town.

They treat a woman like a hot posset. The fact that the woman herself is thirsty, they do not want to acknowledge.

A stronger personality a woman is, the more lightly she carries the burden of her experiences. Pride comes after the fall.

The genial willingness of a woman to forget, is something different from the talent of the lady to be able to make herself not to be remembered.

The fact that Titania can also embrace a donkey, Oberons never wish to understand, because they would not in turn be able thanks to pride of their sex to hug an female ass. Hence in love they become donkeys themselves.